Um zu verhindern, dass Menschen extremistische Einstellungen entwickeln, müssen effektive Präventionsmaßnahmen im Kindes- und Jugendalter nicht nur auf das direkte soziale Umfeld der Gefährdeten fokussieren, sondern ganzheitlich auf kommunaler Ebene ansetzen.
Anregungen für die wissenschaftliche Unterstützung von Kommunen bei der Extremismusbekämpfung bietet das vom Ministerium des Innern des Landes Brandenburg geförderte Projekt, das zwischen 2009 und 2012 durchgeführt wurde.
Sozialräumliche Analysen
Im Rahmen dieses Projekts wurden die Erscheinungsformen von Extremismus unter Berücksichtigung der unterschiedlichen kommunalen Kontextbedingungen und der bereits eingeleiteten Präventions- und Interventionsmaßnahmen sowohl in der Qualität als auch in der Quantität in 12 Kommunen erfasst und vergleichend analysiert. Dazu wurde das forschungsbasierte Instrument der „Sozialräumlichen Analyse“ entwickelt, welches die Komponenten „Analyse“, Feedback“ und „Umsetzung“ umfasst:
Im Ergebnis erbrachten die „Sozialräumlichen Analysen“ empirisch fundierte Hinweise zu Risikopotenzialen der Entstehung und Verbreitung extremistischer Erscheinungen sowie zu deren Bewältigungsmöglichkeiten. Es zeigte sich, dass unterschiedliche (lokal-)strukturelle Gegebenheiten auch verschiedene Präventions- und Interventionsansätze erfordern. Während z. B. in Ballungsräumen der Handlungsschwerpunkt auf der Bekämpfung öffentlichkeitswirksamer Aktionen rechtsextremistischer Erscheinungsformen und politisch motivierter Kriminalität lag, stellten für ländliche Gemeinden das vergleichsweise höhere rechtsextremistische Einstellungspotenzial in der Bevölkerung sowie eine durch das Wegbrechen von Infrastrukturen (ausgelöst durch den demografischen Wandel) bedingte Politikunzufriedenheit die wichtigsten Herausforderungen dar.
Weitere Untersuchungsschwerpunkte
Neben der Durchführung der „Sozialräumlichen Analyse“ wurden die folgenden Themenbereiche beforscht:
(1) Tätertypen und Täterkarrieren
Analyse von Entwicklungsverläufen und biografischen Einflussfaktoren von rechten Gewalttätern und Erarbeitung von Täterprofilen anhand von Täterinterviews
(2) Rekrutierungsstrategien
Analyse von Strategien extremistischer Gruppen zur Anwerbung von Sympathisanten und Mitgliedern in Kommunen
(3) (De-)Stigmatisierung
Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für Kommunen zur Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
nach dem Auftreten von extremistischen Vorfällen
(4) „Best Practices“
Erfassung von realisierten Präventions- und Interventionsarbeiten und Analyse ihrer Wirksamkeit
(5) „Frühwarnsystem“
Untersuchung zum systematischen Zusammenhang von PMK-Belastungen und kommunalen Strukturmerkmalen
Projektergebnisse
Die Projektergebnisse wurden den Kommunen im Rahmen von Informationsveranstaltungen kommuniziert und einer breiten Öffentlichkeit in Form von Handreichungen zur Verfügung gestellt.
Zudem wurden die Ergebnisse in Brüssel auf einer Veranstaltung der EU-Ratsarbeitsgruppe „Terrorismus“ vorgestellt: